Motorrad

Aktualisiert am 31. Dezember 2023

Den Einser, so hat man den Motorradführerschein früher genannt, habe ich seit ich Neunzehn war. Damals noch ohne Motorrad, das kam erst mit einundzwanzig. Eine Honda CX 500, auch Güllepumpe genannt. Damit wurden die ersten Erfahrungen gesammelt und die ersten Stürze absolviert. Eine CB 900 Bol d’or war dann der erste Bock mit richtig Power. 95 PS hatte das Teil. Nach einem schweren Sturz mit dieser Maschine wurde die Bol d’or mehrfach umgebaut und erhielt zum Schluss eine Verkleidung.
Die VF 1100 F2 war das letzte Motorrad vor der „Babypause“. Das erste Kind und die familiäre Situation haben eine lange Pause gefordert!

Der Neuanfang

Die Familie war inzwischen auf vier Mitglieder angewachsen und die Kleinen aus dem Gröbsten raus, als meine Frau samstagmorgens die Annonce eines Hondahändlers erwähnte. Ihr wisst, die Frühjahrsangebote sollen potenzielle Käufer in den Laden locken. Bis dato hatte ich eigentlich das Thema Motorrad vergessen. Nun ja, wir sind hingefahren. Ich habe mich auf eine CB 750 gesetzt, man soll ja beim Wiedereinstieg nicht gleich übertreiben, und ein paar Tage später hatte ich wieder ein Motorrad ?. Erste Touren wurden absolviert, alleine dann zu zweit. Verkauft! Zu wenig Power! Was Größeres musste her. Mit Dampf aus dem Keller. Ein paar Kilometer von meinem Wohnort entfernt gab es einen Suzuki-Händler.
Von der „Bandit“ hatte ich nur Gutes gelesen und gehört. Ein schönes Motorrad obendrein. Luft-/Ölgekühlter Vierzylinder mit 1200 cm3 und knapp 100 PS. Also Probefahren! Der Händler hat mir ein gutes Angebot gemacht und meine Honda in Zahlung genommen. Ab sofort fuhr ich also Suzuki, und zwar viele Jahre. Mit meiner Bandit wurden auch die ersten Erfahrungen auf abgesperrten Strecken gemacht. Ein Fahrertraining auf dem Nürburgring, der alten Nordschleife, hat zusätzliche Skills in Kurventechnik und Schräglage gebracht.

Mit dem Motorrad im Kreis fahren

Eine der letzten Urlaubsreisen mit der Bandit führte mich mit einigen Motorradkumpels quer durch Spanien. Einige Streckenabschnitte waren nicht asphaltiert, also Schotter- oder Feldwege. Die ersten Offroad-Erfahrungen fand ich toll, meine Mitfahrer allerdings nicht. Die Neugier auf Motorradfahren abseits der Straße war geweckt! Dazu später mehr.

Immer wieder die Hausstrecke lang und ein-/zweimal auf Urlaubsreise gehen hat mir lange gereicht. Doch irgendwann steht einem der Sinn nach Neuem. Schneller, schräger, endlich mal mit den Knien auf den Asphalt. Kurzum, es wurde wieder eine Honda. Eine CBR 900 Fireblade sollte die neuen Träume verwirklichen helfen.

Das erste Renntraining

Ein erstes Renntraining wurde gebucht. Im deutschen Winter nach Spanien, klingt gut, oder? Calafat unweit von Tarragona war das Ziel. Eine Woche Kreisfahren. Immer dieselben Kurven, immer etwas schneller und schräger. Gewicht vor der Kurve verlagern, Sitzposition ändern, etc. All das wurde nun eingeübt, wenn’s geht ohne zu fallen. Erste Erfolge stellten sich ein und auch das Knie schleifte dann und wann auf dem Asphalt – super! Ein Renntraining auf dem Nürburgring brachte weitere Erkenntnisse und verbesserte die Fahrtechnik weiter.

Irgendwann war der Mythos Ducati im Kopf – es wurde eine 998. Traumhaftes Öhlins-Fahrwerk, Einarmschwinge, Doppelauspuff hochgelegt, Vierkolbenbremsen und, und und …
Damit die „Duc“ artgerecht bewegt werden kann, war ich dann oft auf der Nordschleife.

Weitere Rennstrecken in Europa wurden angefahren. Ledenon eine kleine anspruchsvolle Rennstrecke in Südfrankreich. Rijeka, ehemalige Grand-Prix-Strecke in Kroatien. Lausitzring und Oschersleben bei uns in Deutschland. Spa-Francorchamps in Belgien. Circuito de Jerez in Spanien. Dort hatte ich einen Startplatz in der zweiten Reihe eingefahren. Doch wie’s manchmal so ist, Shit happens. Ein Highsider in der letzten Runde verhinderte den Rennstart. Moped leicht lädiert und der Driver hatte ein gebrochenes Handgelenk. Fallen gehört zum Handwerk ?
Ein einschneidendes Erlebnis. Das zweite Mal so richtig auf die Fresse gelegt. Da fragt man sich schon: „Warum tue ich mir das an?“ Die Duc wurde wieder aufgebaut aber das Brennen für die Rennstrecke war abgekühlt. Eine Bandit stand ja noch in der Garage und so lag der Fokus vorerst wieder auf der Straße. Meine Frau, die auch schon seit ihrer Jugendzeit den Einser hat, hatte immer weniger Lust als Sozia mitzufahren und entschloss sich auch wieder selbst zu fahren. Eine Suzuki SV 650 sollte es werden. Und so hatten wir ab sofort doppelte Spritkosten auf unseren Touren. Ja, so sind sie, die Frauen.

Ohne Asphalt, geht das?

Schon lange planten Ute und ich eine längere Reise auch mal außerhalb von Europa zu unternehmen. Afrika war damals im Gespräch. Der Plan reifte weiter und so wurden unsere Straßenmotorräder gegen zwei Yamaha 660 XT Enduros ausgetauscht. Größere Tanks, Alukoffer und ein paar Verbesserungen wurden noch ergänzt. Ein Endurotraining und ein „Offroadurlaub“ in Frankreich brachten die ersten Skills. Afrika wir kommen!

Enduro Yamaha 660 XT

Der erste Kontakt mit Afrika begann in Marokko. Ein tolles Land fanden wir schon damals. Die gewählte Strecke entlang der Küste erwies sich als gut gewählt. Schließlich waren wir in den Wintermonaten unterwegs. In Agadir trafen wir unsere Reisegefährten. Ein schweizer Pärchen und ein Solist aus Bayern. Gemeinsam weiter durch die Westsahara nach Mauretanien. Unser eigentliches Ziel Mali haben wir damals leider nicht erreicht. Sorge um den Zustand unserer Yamahas und schlechte Nachrichten von zu Hause haben uns veranlasst in Mauretanien zu bleiben. Sonne, Wärme, Kälte, Entbehrungen, Übernachten mitten im Nichts, Nudelsuppe auf dem Benzinkocher zubereitet, Datteln und Wasser, Benzinmangel und bangen, ob wir am Ziel ankommen. All die Erfahrungen haben uns in gewisser Weise abgehärtet und die Sicht auf uns und andere Kulturen verändert. Etwas Demut und Gelassenheit haben wir auf dieser Reise gelernt. Nach insgesamt zehn Wochen und 30.000 km endete unser erstes großes Abenteuer.
Was wurde aus den Yamahas? Die meiner Frau hat unser Sohn zu Schrott gefahren, die XT von mir wurde verkauft. Die neuen Möglichkeiten einer Enduro sollte erhalten bleiben. Mit den gemachten Erfahrungen unserer ersten Afrikareise kam die Marke KTM ins Spiel.

Die Großenduro LC8

Enduro KTM 990 Adventure S

Die zweite Reise nach Marokko KLICK dann wieder zu Zweit auf einer KTM 990 Adventure S. Auch Tunesien KLICK ein Jahr darauf erkundeten wir mit unserer LC8. Vielfältige Kontakte zu Endurofahrern auf Treffen und in Foren brachten weitere Informationen und Erfahrungen. Enduro fahren macht Spaß! Es gibt im Gelände die unterschiedlichsten Herausforderungen, es wird nie langweilig. Auch meine Frau fand es auf Dauer aufregender, wieder selbst zu fahren. Nach langer Suche schafften wir eine Beta 350 für sie an. Mit dieser Kombination sind wir auch unsere letzte große Reise, die Ost-West-Querung, von Kenia nach Namibia gefahren KLICK. Eine Reise nach Island folgte etwas später.
Ihr fragt euch sicher, was aus der Ducati wurde, die ja noch in der Garage stand? Nachdem für mich feststand, dass die Zeit für Renntrainings vorbei war, kam stattdessen ein „Fichtenmopped“ eine KTM EXC 530 dazu.
So, Pause, Luft holen. Man wird älter, die Kräfte lassen nach, die Schmerzen vom Sturz dauern länger, und wieder fragt man sich: „Warum tue ich mir das an?“

„Alles hat seine Zeit“, das meine ich damit. Es war eine schöne, erfahrungsreiche Zeit mit dem Motorrad. Zu Beginn auf Asphalt, später auch Offroad. Ich/Wir möchten keine Reise oder Erlebnis missen. Aber, mit Anfang 60 nehme ich mal besser Rücksicht auf meinen Körper. Schließlich will ich noch einiges erleben. Dann aber auf vier Rädern. Das allerletzte Motorrad war übrigens eine KTM 690 Enduro R ?

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