Die Schluchten Daades und Todra sind ein absolutes Muss. Alleine die zwei Schluchten sind schon Grund genug hierher zu fahren.
2006, während unserer Reise nach Mauretanien, sind wir in Marokko nur mehr oder weniger „durchgefahren“. Lediglich auf dem Rückweg haben wir uns das eine oder andere angesehen. Eines war jedoch klar: Dieses tolle Land werden wir nochmals besuchen. Ich schreibe diesen Bericht für Euch und ich will Euch den Mund „wässrig“ machen Europa mal zu verlassen. Die Alpen, vielleicht auch die Pyrenäen oder andere Gebirge kennt man ja hinreichend. Aber aus Europa raus? Marokko ist einfach zu erreichen, und ist man erstmal da, sehr, sehr kostengünstig. Weite, Gebirge, Sand, Schotter alles was das Herz begehrt. Fahrt einfach hin und schaut’s Euch selbst an. Der Reisebericht ist in Form eines Tagebuchs „frei Schnauze“ geschrieben – also keine Klagen wg. Rechtschreibung etc.
Hier nun Teil 2. Viel Spaß – Rolf und Ute
Die Schlucht des Daades – 01.04.2007
Sonntag, heute geht’s früher los. Wir wollen die Schlucht alleine genießen. Fantastisch kann ich nur sagen. Die zwei Schluchten sind schon Grund genug hierher zu fahren. Nach ausgiebigem kucken und fotografieren fahren wir dann weiter bis Ouazazarte. Heute wird zum ersten Mal das Zelt aufgebaut. Wir genießen die Abendsonne und beschließen den herrlichen Tag mit etwas Hartwurst und einem Schluck Rotwein. Grüner Talgrund in der Daades Durchfahrt Richtung Tal.
Vom Daades zum Draa-Tal
Montag, eigentlich ist heute Montag. Und von einem Feiertag steht nix im Reiseführer. Trotzdem alle Banken sind geschlossen. 80 Dh und ein paar Gequetschte haben wir noch. Bis Zagora sind es ca. 170 km. Tank ist noch halbvoll. Müßte eigentlich reichen. Also los. Der Weg nach Zagora führt im ersten Teil bis Agdz durch Reg (Steinwüste), später durch schwarzes Felsgebirge. Ein toller Anblick! Nach Agdz beginnt das Draa-Tal. Das muß man sich ungefähr so vorstellen: Blauer, wolkenloser Himmel, mitten im Canyon fließt der Draa umsäumt mit tausenden Dattelpalmen. Und das geht jetzt 90km so weiter. In Zagora fahren wir sofort auf „unseren“ Campingplatz. Uns, deswegen, weil wir im letzten Jahr schon dort waren. Der Platz liegt quasi im Palmenhain. Endlich, ein wichtiges Etappenziel ist geschafft. Jetzt wollen wir uns ein bißchen ausruhen.
Dienstag, Geld tauschen, einkaufen, frühstücken, ausruhen, faulenzen … Campen unter Palmen in Zagora Improvisieren mit wenig Gepäck
Zagora
Mittwoch, kleiner Ausflug nach Mhamid. Wir wollen das Ende des Draa-Tals besuchen. Hier muß man aber nicht unbedingt gewesen sein!
Richtung Tafroute
Donnerstag, heute geht’s weiter Richtung Atlantik. Piste fahren haben wir verworfen. Für sandige Passagen sind wir einfach zu schwer! Zurück bis Agdz dann nach links bis Foum Zguid. Die Strecke ist kurvig und abwechslungsreich. Dann wird’s fahrtechnisch etwas langweilig – meistens geradeaus. In Tata geht es auf den Camping Municipal. Abrödeln, Zelt aufbauen, wie oft haben wir das schon gemacht? In der Nähe von Tata gebt es einen Cache. Den wollen wir finden, also los. 250m vor dem Cache ist ein Parkplatz, der Rest zu Fuß. Tolle Felsen und Höhlen. Den Cache können wir nicht finden, denn die kleine Antenne für’s GPS habe ich zuhause vergessen. Nach langer Diskussion brechen wir ab und fahren zurück zum Camping. Hunger! Auf den Dorfplatz zum Essen. 2mal Kefta, Pommes und ein lecker Salat, plus vier Tee für 80 Dh. Kann man nicht meckern.
Die Painted Rocks
Freitag, weiter bis Tiznit. Die Stadt kennen wir vom letzten Jahr. Trotzdem verfahren wir uns und finden den Campingplatz erst beim zweiten Anlauf. Steinplatz, schlechte Toiletten und ein mürischer Platzwart. Für eine Nacht o.k. Abrödeln etc. Dann ins Cafe und lecker Teilchen mit Milchkaffee. Für abends finden wir sogar eine Pizza und lassen damit den Tag ausklingen. Halt! Ein paar Regentropfen machen uns unsicher. Hoffentlich bleibt’s trocken. Wir wollen morgen nach Tafrout.
Samstag, wir nehmen die Traumstrecke nach Tafrout unter die Räder. Das Wetter ist wieder gut. Gott sei Dank. Die ca. 100 km bis Tafrout steigen von wenigen 100m Höhe bis auf 1.800m an, und fallen dann wieder auf 1.000m ab. Serpentinen vom Feinsten und fantastische Landschaft. Der Campingplatz in Tafrout ist sehr gut, die Dusche auch. Sie bekommt von uns den Preis „Best Douche de la Maroc“. Auch weil mal wieder Wochenende ist, und Ute das Geld ausgeht, beschließen wir insgesamt zwei Tage hier zu verbringen.
Nach dem Duschen schauen wir uns die „Paintet Rocks“ an. Christo war hier vor ein paar Jahren und hat ne Menge Steine angemalt. Den tieferen Sinn kann ich nicht entdecken, dafür finden wir den Cache, der hier versteckt ist.
Unter Palmen
Sonntag, heute ist mal wieder Piste angesagt. Durch ein kleines Seitental in einen Palmenwald. So wie hier sieht’s wohl im Paradies aus. Das Palmental zieht sich noch ein paar Kilometer, dann geht’s wieder bergan. Die Piste ist unproblematisch. Zum besseren fahren lasse ich Luft ab. Vorne 1,3, hinten 1,8 bar. Fährt sich viel komfortabler. Abends gibts sebstgekochte Suppe. Dann wird die LC8 noch versorgt – Kette, Öl etc. Alles o.k.
Jetzt nach Marrakesch
Montag, verdammt tut mir der Arsch weh. War wohl zuviel heute. Von Tafrout über Igherm, Touradant, dann über den Tizi-n-Test nach Asri. Knapp 400km nur Kurven. Das macht mürbe. Vor allem das Hinterteil. Heute sind wir in einer Absteige für 150 Dh in Mulai Brahim gelandet. Meine Stiefel habens mal wieder nötig, also laß ich sie putzen. Der Bursche will 40 Dh. Viel zu teuer. Wir handeln ihn runter und zahlen schließlich 14 Dh. Immer noch zu viel. 5 Dh wären „normaler“ Tarif. Morgen geht es nach Marrakesch. Mal gespannt was uns da erwartet?
Dienstag, erster Tag in Marrakesch. Verkehrstechnisches Chaos. Autos, Moppeds, Fahrräder, Pferdekutschen, Eselskarren, Lastwagen und Lastenträger mit ihren Pritschenwagen. Alles zusammen auf einer Straße. Und wir mittendrin. Ach ja, auf die Schlaglöcher muß man auch noch ein Auge haben. Gemütlich motorradfahren ist was anderes. Ute meint im Westen ist das Hotelviertel. Also fahre ich in den westlichen Teil der Stadt und stelle dort unsere LC8 ab. Ute läuft los und schaut nach einem Hotel, ich bleibe bei unserem Hab und Gut. Nach einer Stunde warten hat sie sogar zwei Hotels zur Auswahl. Wir entscheiden uns für das etwas teurere (350 Dh), dafür sehr gemütliche Hotel. So, ausspannen. Von wegen. Ich hab’s gewußt. Ute will in den Suk. Zwei Stunden dumm rumgelaufen. Ich kann nicht verstehen was Frauen daran finden stundenlang in den engen Gassen rumzulaufen.
Abends dann auf den berühmten Platz „Djemaa el Fna“ zum essen. Jede Menge Garküchen, wo tagsüber fliegende Händler ud Gaukler ihren Mist verkauften. Geschmeckt hat’s gut, billig war’s nicht. Noch’n Kaffe und dann schlafen.
Jardin Majorelle
Mittwoch, noch mal Suk. Diesmal macht Ute Ernst und kauft Geschenke. Sie handelt wie ein Weltmeister und wird doch beschissen. Glaub ich jedenfalls. Und jetzt kommt noch ein Highlight. Der Jardin Majorelle. Wir fahren mit dem Taxi. Der Jardin ist ganz nett, so ne Art Botanischer Garten. Abends nochmal Eindrücke sammeln auf dem Platz der Geköpften, dann ist Marrakesch erstmal abgehakt.
Zurück Richtung Norden – 12.04.2007
Donnerstag, Richtung Norden bis Beni-Mellal. Rein in das Atlas-Gebirge nach Azrou. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Abstecher in ein kleines Seitental. Leider haben wir heute mal wieder einen Scheißtag erwischt und werden naß. Der Himmel in Azrou abends ist aber gut und so hoffen wir auf gutes Wetter für morgen.
Samstag, weiter über Ifrane, Fes. Dann solls über die Küstenstraße nach Tetuan gehen. Laut Michelin-Karte ist die Küstenstarße durchgehend asphaltiert. Das war wohl vor 10 Jahren. Das Asphaltband ist anfangs schwer angenagt und verschwindet nach ein paar Kilometern ganz. Jetzt fahren wir schließlich wieder Piste. Die Strecke zieht sich, den jede noch so kleine Bucht wird ausgefahren. So braucht man für 30km Luftlinie schließlich 65km Piste. Wir schaffen unsere geplante Strecke nicht, das ist jetzt schon abzusehen. Beim tanken in El Jebha fällt der Strom aus. Egal, eine Seite war voll, das reicht. Schließlich landen wir im Dunkeln in Qued Laou auf dem Camping.
Adieu Marokko
Sonntag, heute ist unser letzter Tag in Marokko. Wir wollen zurück nach Mellila zur Fähre. Schließlich haben wir noch 2.500km Rückweg bis nach Hause. Aber noch sind wir hier. Tetuan, eine Stadt am Mittelmeer, ist schnell durchfahren. Jetzt geht’s wieder rein ins Rif-Gebirge. Über Chefchaouen nach Al Hoceima. Dort übernachten wir auf einem Camping Municipal direkt am Meer.
Montag, Rückweg über die neue Küstenstraße nach Mellila. Wir trinken beide unseren letzten Tee, dann wieder Grenzformalitäten, Chaos und dann sind wir wieder in Europa. Wir fahren zum Hafen, kaufen Fährtickets. Die Abfahrtzeiten nach Malaga passen uns sehr gut. Das ist zwar weiter südlich als Almeria. Dafür sparen wir einen Tag. Also los zurück ins gelobte Europa.
Rückreise über Valencia, Lerida, über die Pyrenäen nach Moux. In Moux noch ein Tag Erholung, dann über Lyon bis nach Hause. Was bleibt: Phantastische Landschaften in Marokko, ein verstauchter Knöchel, der Wille wieder zu kommen, die Gewissheit wie gut wir hier in Europa leben! In Erinnerung bleiben auch die unvergesslichen Eindrücke dieses tollen Landes, die Schluchten des Daades und Todra, das herrliche Draa-Tal und der Beginn der Sandwüste. Marokko, wir kommen wieder!
PS: Wir sind in vier Wochen insgesamt 9.000km gefahren. Die LC8 hat dabei zwischen 6,5 und 8 l/100km verbraucht. Ansonsten war es so, wie man es wünscht: Die Kiste ist immer angesprungen und hat uns ohne Probleme an unsere Ziele gebracht.
Zu Teil 1 unserer Reise hier KLICK
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Aktualisiert am 7. Juni 2024
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